Frank Eisensehr hat 2008 sein Diplomstudium abgeschlossen. Ohne auch nur eine Bewerbung zu schreiben arbeitete er seitdem bei der Blue Summit Media GmbH, aber lasst es ihn selbst erzählen…
Blog: Hallo Frank, erzähl uns, wie bist du zur Medieninformatik gekommen? Und wie lief dein Studium ab?
Frank: Nachdem ich zuerst ein Magister-Grundstudium in Computerlinguistik und Kommunikationswissenschaft absolviert hatte, habe ich 2003 mein Medieninformatik-Studium begonnen und es 2008 mit meinem Diplom abgeschlossen.
Insgesamt waren es 10 Semester, womit ich ein Semester über der empfohlenen Studiendauer lag. Ich denke, das Studium wäre auch in der Regelstudienzeit möglich gewesen, allerdings ist es meiner Ansicht nach nicht optimal, so schnell wie möglich durch das Studium zu rennen. Man sollte sich auch etwas Zeit nehmen, um möglichst viel interessantes Wissen mitzunehmen und sich auch auf die Abschlussprüfungen sinnvoll vorbereiten zu können.
Blog: Wie ging es nach dem Studium bei dir weiter?
Frank: Ich arbeite seit fast fünf Jahren bei der Blue Summit Media GmbH, einer Münchner Agentur für Online Marketing. Blue Summit hat knapp 100 Mitarbeiter, die sich auf die Standorte München, Hamburg und Wien verteilen.
Blog: Noch mal zurück zu deinem Job. Was sind deine Aufgaben?
Frank: Bei Blue Summit bin ich als Account Director und Development Specialist tätig. Hier bin ich in einer Schlüsselposition, wenn es um die Konzeption und Implementierung von Maßnahmen geht, die starke Schnittstellen zum Web Development aufweisen. Teilweise wird der Webauftritt eines Kunden dabei auch ausgebaut. Da fallen natürlich schon mal Überstunden an, allerdings halten sie sich in Grenzen – mehr als 45 Stunden Wochenarbeitszeit gibt es bei mir selten. Mehr wäre auf Dauer kontraproduktiv, schließlich muss man seinen Akku auch mal auftanken.
Blog: Kannst du konkret werden? Was sind deine typischen Aufgaben im Alltag?
Frank: Meine aktuellen Kunden sind namhafte Vertreter aus der Airline- und Elektronik-Branche. Zeitweise habe ich auch einen Mode-Shop mitbetreut und unterstütze in der Beratung eines Mobilfunk-Konzerns. Oft geht es bei mir darum, technische Fragen unserer Kunden zu beantworten, neue Seiten aufzusetzen sowie bestehende Seiten zu pflegen und weiter zu entwickeln. PHP, MySQL, HTML, CSS und JavaScript sind für meine Arbeit unverzichtbar. Am Schluss kommen dabei im Optimalfall viele neue Besucher, Bestellungen und Umsatz für unsere Kunden heraus.
Blog: Aus deiner Erfahrung heraus, mit welchem Einstiegsgehalt kann man heute als Medieninformatiker rechnen?
Frank: Das ist aus heutiger Sicht für mich schwer zu beantworten, da mein Berufseinstieg auch schon fünf Jahre her ist. Allgemein würde ich aber schätzen, dass sich heute unter einem Bruttojahresgehalt von EUR 40.000 kein LMU-Medieninformatiker mehr zu verkaufen braucht, egal wo er ins Berufsleben einsteigt.
Blog: Nochmal zurück zum Studium. Welche Erlebnisse sind dir noch besonders präsent?
Frank: Unterhaltungswert hatte z.B. die ausgefeilte Tafelwisch-Technik eines Analysis-Dozenten, welche schon mal gefühlt ein Drittel der Vorlesungszeit eingenommen hat. Apropos Tafel: im Hauptstudium hat mich das große Tabletop Interface im Keller des Medieninformatik-Lehrstuhls beeindruckt, auch wenn ich damals noch nicht gedacht hätte, dass größere Touch Displays so schnell den Markt erobern würden! Das wär was für den Mathe-Dozenten gewesen…
Aber im Ernst, es war schon eine gute Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere. Es konnte zwar schon sehr stressig sein, aber so langen Urlaub wie in den Semesterferien hat man später nie wieder!
Blog: Irgendwelche negativen Erlebnisse an die du dich noch erinnerst?
Frank: “Diskrete Strukturen” habe ich nach 3 Wochen abgebrochen, da war mir der Aufwand den Nutzen nicht wert. Heftig war auch die Veranstaltung “Rechnernetze” – hier bin ich schon mal bis nachts um 1:00 an handgeschriebenen Übungsaufgaben gesessen, deren pädagogischer Mehrwert eher zweifelhaft war.
Blog: Und deine Diplomarbeit?
Frank: In meiner Diplomarbeit habe ich für eine bekannte Webseite Suchmaschinen-Technologie implementiert, konfiguriert und als Datenbasis für AJAX-Anwendungen genutzt, die ich dann in User Tests evaluiert habe. Zudem habe ich unter Verwendung des PHP-Frameworks Symfony einen detailierten Prototypen für ein eigenes Vertical gebaut. Leider ist dieses jedoch nie live gegangen, trotzdem war das Ergebnis durchaus spannend.
Blog: Welche Dinge die du im Studium gelernt hast sind heute im Berufsleben besonders relevant für dich?
Frank: Ich finde, dass vor allem Web-Technologien im Medieninformatik-Studium zu kurz kommen. Sprachen wie PHP, Python und JavaScript habe ich vor allem während meiner Werkstudententätigkeit und privat gelernt. Was man auf jeden Fall aus dem Studium mitnehmen sollte, wenn man in den technischeren Online-Bereich geht, sind strukturelles Denken und objektorientierte Konzepte. Zudem kann ich die Veranstaltungen zu Datenbanksystemen sehr empfehlen.
Blog: Wenn du mit deinem jetzigen Wissen nochmal an das Studium herangehen würdest, was würdest du anders machen?
Frank: Ich hätte manche Dinge lockerer gesehen, gerade was Anwesenheit während der Vorlesungen angeht, und mehr Fokus auf Übungen und Praktika gelegt – letztere auch außerhalb der Uni. Weiterhin würde ich während der Diplomarbeit auch von Beginn an Wert darauf legen, mir die meisten Wochenenden frei zu halten und nicht durchzuarbeiten.
Blog: Nachdem du mit deinem Studium fertig warst, wie hast du den Sprung aus der Uni in die Berufswelt geschafft?
Frank: Ich hatte Glück, weil ich noch während meiner Diplomarbeit via XING angeschrieben wurde. Daher kann ich nur dazu raten, die LinkedIn- und XING-Profil up-to-date zu halten. Zudem kann ich aus meiner eigenen Erfahrung heraus empfehlen, nach dem Studium in einer Startup-Agentur ins Berufsleben einzusteigen. Hier hat man die Möglichkeit, erst mal in vielen verschiedenen Branchen und Themen breite Erfahrungen zu sammeln sowie auch seine Soft Skills zu verbessern.
Blog: Vielen Dank für deine Zeit und deine Erfahrungen!