Der folgende Artikel ist ein Erfahrungsbericht von Johanna Fulda, die das Wintersemester 2013/2014 in Århus verbracht hat. Falls du auch Interesse an einem Auslandssemester hast, schau auf unserer Seite für Auslandsaufenthalte vorbei.
Im Wintersemester 2013/14 verbrachte ich mein drittes Master-Semester in Dänemark an der Århus University. Da die Uni eine Partneruni der Medieninformatik ist und ich unheimlich gerne mal für etwas längere Zeit in ein skandinavisches Land gehen wollte, fiel mir die Wahl sehr leicht.
Vorbereitung
Nachdem ich die reguläre Erasmus Bewerbung ausgefüllt hatte und eine positive Rückmeldung bekam, musste man sich online einschreiben und auch direkt Kurse wählen. Das war insofern interessant, dass man schon mal sah welche Veranstaltungen dort überhaupt angeboten wurden, im Endeffekt kann man die Kurse aber dann vor Ort schon auch noch mal ändern. Früher konnte man sich bei der Online-Anmeldung auch gleich für ein Zimmer bewerben, allerdings wurde das wohl inzwischen abgeschafft. Ich hab meine Wohnung aber auch unabhängig von der Uni gefunden, das war zwar recht spannend, da die Wohnungssituation in Århus leider ähnlich angespannt ist wie in München, aber die Uni gibt Tipps und wenn man sich rechtzeitig darum kümmert, findet man schon was. Ich fand schließlich über „ungdomsboligaarhus.dk“ ein sehr schönes Zimmer in einer Zweier-WG zusammen mit einer Dänin, 4 km vom IT-Campus entfernt. Alles Weitere war dann sehr unkompliziert. Jeder internationale Student bekommt nämlich einen Mentor zugeteilt, der einen bei Bedarf vom Bahnhof abholt und zur Wohnung bringen kann. Wir hatten das Glück zwei ganz tolle Mentoren zu haben, die sich gleich um alle acht Computer Science Exchange-Students kümmerten. Das half besonders die ganzen Formalitäten am Anfang zu erledigen und wir lernten uns außerdem untereinander sehr schnell kennen. Und auch das International Center kümmert sich ums Eingewöhnen. In der „Introduction Week“ bieten sie neben all den formalen Sachen auch viele Aktivitäten wie Stadtführungen, Grillen, Parties usw.
Studium
Die Semester sind noch unterteilt in zwei Einheiten und pro Quater hat man normalerweise drei Kurse. Mit denen ist man allerdings schon ganz gut beschäftigt, weil es meistens wöchentliche Abgaben gibt und man auch immer einige Papers zu lesen hat um am Ball zu bleiben. Die meisten Vorlesungen sind sehr aktuell und es gibt immer wieder Gast-Vorlesungen (z.B. sitzen Google, Vmware und Bang & Olufsen direkt am Campus, in der IT City Katrinebjerg). Viele Kurse sind sowohl für Computer Science als auch IT studies, d.h. die Auswahl ist sehr groß und interessant! Die meisten Kurse gehen nur über ein Quater und werden mit einer Prüfung abgeschlossen. Oft sind das mündliche Prüfungen, in denen man erst selbst ein paar Minuten zu einem bestimmten Thema vorträgt und dann noch ein paar Fragen gestellt bekommt. Häufig bekommt man zur Vorbereitung 5-10 Fragestellungen und in der Prüfung wird dann ein Thema zufällig gezogen. Zwar sind diese mündlichen Prüfungen eher ungewohnt für uns, aber die Professoren sind alle sehr freundlich und helfen bei Bedarf auch mal auf die Sprünge. Und der Vorteil ist, dass die Prüfung nur ca. 20 Minuten dauert und man seine Note direkt danach schon erfährt.
Campus
Der IT-Campus ist etwas abseits vom Universitätspark, in dem die meisten anderen Fakultäten sind. Dafür ist er super modern und stylisch, ausgestattet mit Sofas, Hängematten, Tischtennis, Kicker und Billardtischen. Man hat viel Platz zum Lernen und auch z.B. für Gruppenarbeit. Es gibt viele kleine Räume, die jedem zur Verfügung stehen und mit Whiteboard und extra Bildschirm ausgestattet sind. Zur Prüfungszeiten sind sie dann zwar schon gut belegt, aber normalerweise findet man immer einen Platz um in Ruhe oder gemeinsam mit Kommilitonen zu arbeiten.
Zum Studentenausweis bekommt man einen Code, mit dem man zu vielen Gebäuden am Campus Zugang hat. Es gibt z.B. einige riesige und super ausgestattete Labs in die man jederzeit rein kann, wenn man an einem Projekt arbeitet. Außerdem gibt’s die „Regnecentralen“, einen großen und gemütlichen Gemeinschaftsraum mit voll ausgestatteter Küche, in dem wir so ziemlich jeden Mittag und Abend verbrachten und wo man schließlich auch mit den dänischen Kommilitonen mehr in Kontakt kam. Jeden Freitag offenbarten sich dann außerdem noch neue Seiten des Campus, denn mittags wird hier eine Bar aufgebaut und es gibt (für Dänemark) günstiges Bier, Pizza und Gesellschaftsspiele. Die sogenannten „Fridaybars“ gibt es an jeder Fakultät und sie sind ein sehr netter Start ins Wochenende.
Århus
Als die zweitgrößte Stadt in Dänemark hat Århus natürlich auch kulturell und künstlerisch vieles zu bieten. Besonders im Sommer ist der neue Hafen toll, es gibt Strandbars, Beachvolleyballplätze und Kunst-Zeug. Außerdem ist Anfang September immer das „Århus Festival“. Eine Woche mit tausenden Konzerten, Events, Food-Markets und sonstigen Happenings. Und es gibt das ARoS, das Wahrzeichen von Århus. Als Student kann man hier relativ günstig ein Jahresticket bekommen, mit dem man dann jederzeit (mit Begleitperson) rein kann. Und wechselnde Ausstellungen und der supercoole Panorama-Regenbogen laden dazu ein öfter mal hin zu gehen.
Und Århus hat die goto conference. Eine internationale Software Developer Konferenz, auf der schon so einige Technologie-Neuheiten präsentiert wurden und die jedes Jahr Ende September/Anfang Oktober stattfindet. Da die Tickets recht teuer sind, gibt es viele Studenten die dort als Crew mithelfen und dafür umsonst in die Vorträge gehen und die vielen Vorzüge der Konferenz auskosten können. (Beste kulinarische Verpflegung, Tech-Goodies, unzählige T-Shirts und der besonders coole Abschlussabend mit Abendessen und anschließender Open Bar mit allen Helfern und auch vielen der Referenten – beste Gelegenheit zum Horizont erweitern und networken).
Sprache & Land
Als Austauschstudent hat man die Möglichkeit kostenlos einen Dänischkurs zu belegen. Leider hat das bei uns nicht geklappt, da man um ihn umsonst machen zu können erst eine CPR-Number braucht (die man am Anfang beantragen muss – wie das genau geht steht ausführlichst im Student Guide und die IC Leute erklären es dann auch gerne nochmal). Die Ausstellung dieser Nummer hat allerdings recht lange gedauert, so dass wir dann als sie kam schon so im Studienalltag eingespannt waren, dass es nicht mehr richtig reinpasste in den Stundenplan. Und da jeder Däne (Skandinavier im Allgemeinen) so perfekt englisch spricht, kommt man schon auch ohne Dänisch bestens zurecht. Natürlich wäre es schön gewesen ein bisschen die Sprache zu lernen – immerhin versuchten unsere Mentoren uns immer wieder ein paar Worte beizubringen und halfen uns bei der Übersetzung von Mietverträgen und behördlichen Schreiben.
Lebenshaltungskosten
Bevor ich nach Dänemark ging, hörte ich die schlimmsten Geschichten wie viel alles kostet und dass man sich dort nur noch das nötigste leisten kann – besonders Alkohol! Aber im Endeffekt war alles halb so schlimm. Wenn man Münchner Preise gewöhnt ist, schockt einen ja nichts mehr. Ein bisschen mehr kosten die Dinge im Supermarkt schon, aber es gibt immer gute Angebote und günstige Marken, die man sich als Student schon leisten kann. Bier kostet in einer Bar zwar schon deutlich mehr, aber durch die vielen Fridaybars und sonstige studentische Veranstaltungen kommt man auch hier gut über die Runden. Essen gehen ist vielleicht was, was man dann doch nicht allzu oft macht.
Reisen & Ausflüge
Die ersten Wochen im September waren noch sehr sommerlich und warm und wir nutzen die Zeit um Århus selbst bisschen kennenzulernen. Da dann aber im ersten Quater nicht allzu viel Zeit für größere Exkursionen blieb, verschoben sich all unsere Touren in den Spätherbst und Winter. Mitte November verbrachten wir eine Woche in Norwegen und das erste was wir von unserem Gastgeber in Oslo hörten, war, dass November eigentlich die denkbar schlechteste Zeit wäre um Norwegen zu besuchen. Überraschenderweise hatten wir dann aber doch ein paar total sonnige und schöne Tage in Oslo und Bergen und eine landschaftlich unglaublich tolle sechsstündige Zugfahrt von Bergen nach Oslo. Sehr empfehlenswert! (In Norwegen sind die Preise allerdings tatsächlich unglaublich hoch – da wir bei Privatleuten übernachtet und uns selber versorgt haben, ging’s dann aber auch wieder).
Eine zweite größere Tour machten wir zwischen Weihnachten und Silvester nach Schweden. Auch hier nicht die Haupttouristenzeit, dafür nehmen die Skandinavier – und besonders die Schweden – Weihnachten sehr ernst und die Städte waren reine Lichtermeere und weihnachtliche Idyllen. Wir machten die Runde Malmö, Lund und Göteborg – drei total schöne Städte!
Studenterhus
Das Studenterhus ist ein großes Gebäude direkt am Universitätspark in dem häufig Parties, Konzerte, Filmabende und ähnliches angeboten werden. Im Keller gibt es eine Bar in der man 100 verschiedene Biersorten (zu okayen Preisen) bekommen kann. Außerdem verleihen sie dort Fahrräder! Für 600 Kronen (~80 Euro) kann man hier für das ganze Semester ein ordentliches Fahrrad ausleihen – das lohnt sich auf jeden Fall und macht mehr Sinn, als sich ein billiges neues zu kaufen. Und die Studenterhus-Leute bieten auch immer wieder Trips z.B. nach Billund ins Legoland oder nach Skagen (die nördlichste Spitze Dänemarks) an. Allerdings haben wir uns meistens einfach ein Auto ausgeliehen und sind selbst rumgefahren. Um am Anfang aber Kontakte zu knüpfen und auch internationale Studenten von anderen Studiengängen kennenzulernen ist das sicherlich eine gute Gelegenheit.
Fazit
Das Semester in Århus war eine super tolle Zeit. Es war spannend einen Einblick in das skandinavische Bildungssystem zu bekommen. Ich konnte viele neue Themen kennenlernen und andere vertiefen. Und obwohl das Studium zeitweise recht zeitintensiv und anspruchsvoll war, blieb doch auch Zeit um den hohen Norden etwas besser kennenzulernen, die vielen kulturellen Angebote von Århus wahrzunehmen und das dänische Leben zu genießen.